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Albumkritik von Edwin Baumgartner auf Wiener Zeitung
Yavuz, 1990 in Izmir geboren, zählt Fazil Say und Roland Batik zu seinen Lehrern. Er verfügt über eine stupende Technik, einen fein differenzierten Anschlag, einen subtilen Umgang mit dem Pedal - und, ebenso wichtig: Er besitzt Geschmack.
 
Mit Rachmaninow auf dem CD-Markt zu debütieren, ist eine Ansage: Da begibt man sich in Konkurrenz zu Größen wie Arthur Rubinstein und Vladimir Ashkenazy. Man legt ein Statement ab für einen bestimmten Stil des Klavierspielens, weniger für den intellektuellen als für den schwelgerischen - was als wertfreie Feststellung gelesen sein möchte.Yavuz überrascht: Er wählt den klanglich dezenteren Bösendorfer für seine Interpretationen - man würde bei Rachmaninow eher einen Steinway mit seinen rauschenden Farben erwarten. Aber es wird schnell klar, worauf Yavuz hinauswill: Man kann Rachmaninow auch differenziert spielen, seine verströmende Melodik kanalisieren, klare Abschnitte formen, ohne auf die Schaustellung von Brillanz zu verzichten. Kraftvolle Fingerartistik gehört bei Rachmaninow eben dazu. 
 
Yavuz interpretiert die Zweite Sonate und die zehn Präludien op. 23 mit Gespür für Rachmaninows Atem, sein Flair, das auch den Salon streift: Ein wenig Parfum darf sein, Süßlichkeit und Kitsch aber sind verbannt. Differenzierte Interpretationen mit Zwischentönen beim Sturm auf die Gipfel der Virtuosität sind das Ergebnis. Anders als Rubinstein, anders als Ashkenazy - aber nicht in Kategorien von "besser" oder "schlechter".
 
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